Vorschau auf die 24 Stunden von Le Mans
Rene Binder: „Vielleicht die letzte Podiumschance für LMP2-Autos!“
Le Mans, 2021-08-18
Das französische DUQUEINE Team mit seinen LMP2-Piloten Rene Binder, Tristan Gommendy und Memo Rojas hat sich für die bevorstehende 89. Auflage der 24 Stunden von Le Mans hohe Ziele gesteckt. Der junge Österreicher über seine letzten Eindrücke vor dem französischen Langstreckenklassiker.
Der Saisonhöhepunkt des Langstreckensports fällt diesmal in die Sommerferien. Welche Gedanken haben Dich diesmal nach Le Mans begleitet?
Rene Binder: „Es ist mein dritter Anlauf und ich denke, dass die Voraussetzungen noch nie so gut waren wie diesmal. Wir haben ein Team, das hervorragend harmoniert, Fahrer, die sehr gut zusammenpassen und ein ziemlich konkurrenzfähiges Auto. Trotzdem muss man bei einem 24 Stundenrennen mit Prognosen vorsichtig sein. In unserer LMP2-Klasse kämpfen immerhin 25 Autos um die Spitzenplätze.“
Eure LMP2-Klasse ist längst das Salz in der Suppe bei diesem Hochkaräter, nachdem in der Königsklasse der Hypercars ja alles auf eine Spazierfahrt des Toyota Werksteams hindeutet…
Rene Binder: „Es ist vielleicht das letzte Mal in der Geschichte dieses Rennens, dass ein LMP2 Auto in der Gesamtwertung aufs Podium fahren kann. Auch wenn unsere Autos stark eingebremst wurden, damit wir ja nicht in die Nähe der Hypercars kommen. Wenigstens werden wir in den Kurven mit ihnen mithalten können, auf den Geraden werden sie uns allerdings weit davonziehen.“
Wie stark siehst Du Dein DUQUEINE Team aufgestellt?
Rene Binder: „Unser Fahrplan war ausschließlich auf das Rennen ausgelegt, daher waren wir im Freien Training im Gegensatz zur LMP2-Konkurrenz auch kaum mit neuen Reifen unterwegs. Tristan hatte im Qualifying leider keine freie Runde hinbekommen, aber sein 15. Startplatz ist in Hinblick aufs Rennen noch kein Weltuntergang. An der Spitze sehe ich G-Drive, Jota, United Autosports und WRT, dann ein paar gefährliche Außenseiter, zu denen hoffentlich auch wir gehören werden. Abgerechnet wird erst am Sonntagnachmittag.“
Was wird diesen Klassiker entscheiden?
Rene Binder: „Das entscheidende Kriterium werden die Reifen sein. Es gilt einerseits, den Reifenverschleiß über eine lange Distanz unter Kontrolle zu halten. In dieser Hinsicht sollten wir bei DUQUEINE ziemlich gut aufgestellt sein. Auf der anderen Seite wissen wir aber auch, dass es in jüngerer Vergangenheit immer wieder Reifenschäden durch den Druckabfall nach längeren Full-Course-Yellow-Phasen gab. Und das ist wiederum ein Kriterium, das man als Fahrer oder Team kaum bis gar nicht kontrollieren kann. Man kann nur auf das Glück des Tüchtigen hoffen.“
Bei der 89. Auflage der 24 Stunden werden immerhin 50.000 Zuschauer dabei sein…
Rene Binder: „Normalerweise sind es zwar fünfmal so viele, aber immerhin gibt es wieder eine echte Rennatmosphäre. Das ist für uns Fahrer wichtig, auch wenn die Fans nicht zu uns ins Fahrerlager dürfen.“
Du hast für diese Rennwoche ein eigenes Motorhome gemietet. Ein wichtiger Rückzugsort, der sich inzwischen bei vielen Fahrern etabliert hat…
Rene Binder: „Wenn man jeweils rund 3 Stunden am Stück im Auto sitzt, ist es immens wichtig, jede ruhige Minute zum Schlafen und Ausspannen zu nutzen. Ich kann mich im Team-Truck umziehen und bin dann mit meinem E-Scooter in zwei Minuten am Wohnmobil. Das Fahren in der Nacht und der Schlafmangel haben mir bis jetzt eigentlich nichts ausgemacht. Aber dieses Rennen verlangt natürlich von allen im Team, angefangen von den Mechanikern bis hin zu unserem ‚Physio‘ eine Riesenanstrengung.“
Danke und viel Glück beim Klassiker!
©Fotos: ENIK